EN 60745-1 PRÜFUNGEN VON HANDGEHALTENEN, MOTORBETRIEBENEN ELEKTROGERÄTEN

DIESER TEIL DER IEC 60745

Dieser Teil der IEC 60745 behandelt die Sicherheit von handgehaltenen, motor- oder magnetisch angetriebenen Elektrowerkzeugen, die mit einer Nennspannung von bis zu 440 V für einphasige Wechselstrom- (AC) oder Gleichstrom- (DC) Werkzeuge sowie für dreiphasige Wechselstromwerkzeuge betrieben werden.

Soweit anwendbar, befasst sich diese Norm mit den allgemeinen Gefahren, die durch die Verwendung von handgehaltenen Elektrowerkzeugen bei normalem Gebrauch und vernünftigerweise vorhersehbarem Missbrauch entstehen können.

Elektrowerkzeuge mit elektrischen Heizelementen fallen ebenfalls in den Geltungsbereich dieser Norm. Sie müssen außerdem die relevanten Teile der IEC 60335 erfüllen.

Die Anforderungen für Motoren, die nicht von der Stromversorgung isoliert sind und eine Grundisolierung aufweisen, die nicht für die Nennspannung des Werkzeugs ausgelegt ist, sind in Anhang B festgelegt.

Die Anforderungen für motorbetriebene oder magnetisch angetriebene Werkzeuge mit wiederaufladbaren Batterien sowie für deren Batteriepakete sind in Anhang K festgelegt.

Für Werkzeuge, die direkt aus dem Stromnetz oder aus einer nicht isolierten Quelle betrieben oder geladen werden, gelten die Anforderungen aus Anhang L.

Nachfolgend werden diese Werkzeuge als "Werkzeuge" bezeichnet. Handgehaltene Elektrowerkzeuge, die ohne Modifikation auf einer Montage- oder Arbeitsstation als stationäre Werkzeuge verwendet werden können, fallen ebenfalls in den Geltungsbereich dieser Norm. Die Anforderungen für solche Montagen oder Arbeitsstationen sind in Anhang M festgelegt.

DIESE NORM GILT NICHT FÜR:

  • Werkzeuge, die für den Einsatz in explosionsgefährdeten Atmosphären (Staub, Dampf oder Gas) ausgelegt sind,
  • Handgehaltene Werkzeuge zur Verarbeitung und Zubereitung von Lebensmitteln,
  • Tragbare Werkzeuge für medizinische Zwecke (IEC 60601),
  • Heizgeräte gemäß IEC 60335-2-45.

Zusätzliche Anforderungen können für Werkzeuge gelten, die in Fahrzeugen, Schiffen oder Flugzeugen eingesetzt werden sollen.

Für Werkzeuge, die in tropischen Klimazonen eingesetzt werden, können besondere Bedingungen erforderlich sein.

Werkzeuge müssen so konstruiert sein, dass sie auch bei vernünftigerweise vorhersehbarem Missbrauch keine Gefahr für Menschen oder die Umgebung darstellen.

Im Allgemeinen wird dieses Sicherheitsprinzip durch die Einhaltung der in dieser Norm festgelegten Anforderungen gewährleistet. Die Konformität wird durch die Durchführung aller relevanten Prüfungen überprüft.

ALLGEMEINE PRÜFBEDINGUNGEN

Die nach dieser Norm durchgeführten Prüfungen sind Typprüfungen.

Sofern nicht anders angegeben, werden alle Prüfungen an einem einzigen Werkzeug durchgeführt. Prüfungen, die eine Modifikation oder Demontage des Werkzeugs nach einer bestimmten Prüfung erfordern, können jedoch an einem separaten Muster durchgeführt werden.

Falls das Werkzeug für verschiedene Netzspannungen ausgelegt ist, können zusätzliche Prüfmuster erforderlich sein.

Elektronische Bauteile sollten bei aufeinanderfolgenden Prüfungen nicht überlastet werden, um kumulative Stresseffekte zu vermeiden. Falls erforderlich, können Ersatzbauteile oder zusätzliche Prüfmuster verwendet werden.

Sofern nicht anders angegeben, werden die Prüfungen in der angegebenen Reihenfolge durchgeführt. Falls aufgrund der Bauweise des Werkzeugs eine bestimmte Prüfung nicht anwendbar ist, entfällt diese Prüfung.

Die Prüfungen werden bei einer Umgebungstemperatur von (20 ± 5) °C durchgeführt. Falls temperaturabhängige Komponenten vorhanden sind oder die Umgebungstemperatur das Testergebnis beeinflussen könnte, wird die Temperatur auf (23 ± 2) °C eingestellt.

PRÜFUNG DER NETZVERSORGUNG UND SPANNUNG

  • Werkzeuge, die nur für Wechselstrom (AC) gekennzeichnet sind, werden mit Nennfrequenz getestet.
  • Werkzeuge, die für Wechselstrom/Gleichstrom (AC/DC) ausgelegt sind, werden mit der ungünstigsten Stromversorgung getestet.
  • Werkzeuge, die keine Nennfrequenz aufweisen oder eine Frequenz zwischen 50 Hz und 60 Hz haben, werden mit 50 Hz oder 60 Hz (je nachdem, welche ungünstiger ist) getestet.
  • Werkzeuge mit mehreren Nennspannungen werden mit der ungünstigsten Spannung getestet.
  • Werkzeuge mit einem Nennspannungsbereich werden mit der Obergrenze multipliziert mit einem Faktor >1 oder der Untergrenze multipliziert mit einem Faktor <1 getestet (sofern ein Faktor angegeben ist).
  • Falls kein Faktor angegeben ist, wird das Werkzeug mit der ungünstigsten Spannung innerhalb des Nennspannungsbereichs getestet.

PRÜFUNGEN BEI WERKZEUGEN MIT MEHREREN SPANNUNGSBEREICHEN

  • Werkzeuge, die mit mehreren Nennspannungen oder Nennspannungsbereichen gekennzeichnet sind, können mit minimaler, mittlerer und maximaler Spannung getestet werden.
  • Falls die Leistungsaufnahme mit einem Faktor multipliziert wird, werden Prüfungen bei der obersten und untersten Grenze des Nennspannungsbereichs durchgeführt.
  • Falls kein Multiplikationsfaktor angegeben ist, wird das Werkzeug mit der ungünstigsten Spannung getestet.

PRÜFUNGEN BEI WERKZEUGEN MIT ALTERNATIVEN AUFSÄTZEN

Falls der Hersteller alternative Aufsätze für das Werkzeug anbietet, wird das Werkzeug mit den ungünstigsten Aufsätzen getestet.

Sofern nicht anders angegeben, werden Werkzeuge mit einem flexiblen Kabel gemäß den Spezifikationen des Herstellers getestet.

Falls Klasse-I-Werkzeuge zugängliche metallische Teile enthalten, die nicht direkt mit dem Schutzleiter verbunden sind, werden diese auf ihre Konformität mit den Anforderungen für Klasse-II-Bauweise geprüft.

Falls Klasse-I-Werkzeuge nichtmetallische zugängliche Teile enthalten, wird überprüft, ob diese die Anforderungen für Klasse-II-Bauweise erfüllen, sofern sie nicht durch ein leitfähiges Zwischenstück mit dem Schutzleiter verbunden sind.

Falls Klasse-I- oder Klasse-II-Werkzeuge Teile enthalten, die mit Schutzkleinspannung (SELV) betrieben werden, werden diese auf Konformität mit den Anforderungen für Klasse-III-Werkzeuge geprüft.

PRÜFUNG ELEKTRONISCHER SCHALTUNGEN

Während der Prüfungen elektronischer Schaltungen muss sichergestellt werden, dass die Versorgungsspannung nicht durch externe Störungen beeinflusst wird.

Falls das Werkzeug eine Heizfunktion enthält, die nur bei laufendem Motor betrieben werden kann, wird das Heizelement mit laufendem Motor getestet. Falls das Heizelement auch ohne Motor betrieben werden kann, wird die ungünstigere Konfiguration getestet.

Falls ein Werkzeug mit einem temperaturabhängigen Schutzmechanismus ausgestattet ist, wird sichergestellt, dass die Umgebungstemperatur die Testergebnisse nicht beeinflusst.

Falls ein Werkzeug für den Betrieb mit externer Versorgung oder Transformatoren vorgesehen ist, wird es mit der spezifizierten Stromversorgung getestet.

Diese Norm stellt sicher, dass handgehaltene Elektrowerkzeuge unter normalen und vernünftigerweise vorhersehbaren Missbrauchsbedingungen sicher verwendet werden können.

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